Salzburger Land

Resident: Theresa Santner

Der Fotograf Bernard Müller im Gespräch mit Ergotherapeutin und Pasta-Influencerin Theresa Santner, 1992 geboren in Tamsweg, lebt in St. Michael im Lungau.

„Ich bin die Theresa aus dem Lungau und ich mach Nudeln.“

Wie war Dein Werdegang?

Ich komm ursprünglich aus Tamsweg, meine Mama ist von der Steiermark und darum haben wir natürlich auch ein bisschen Bezug zur Steiermark. Ich bin in Tamsweg in die Hauptschule und dann ein Jahr ins multiaugustinum in St. Margarethen gegangen. Ich wollt aber eigentlich immer Kindergärtnerin werden und bin dann nach Salzburg gekommen in die BAKIP, hab dort 5 Jahre die Ausbildung gemacht und hab dann 1 Jahr in Seekirchen gelebt und im Hort gearbeitet. Wegen der Liebe bin ich dann wieder zurückgekommen in den Lungau, das ist aber dann auseinandergegangen, ich bin aber dageblieben und hab wieder eine Wohnung in Tamsweg gehabt, mit meinem Hund dem Moses. Dann hab ich den Manni kennengelernt, bin dadurch nach St. Michael heraufgekommen und hab mir gedacht, ich möchte gerne noch etwas Neues tun und sehen und hab dann in Klagenfurt Ergotherapie zum Studieren angefangen und das mach ich jetzt seit 4 Jahren. Zuerst haben wir beim Manni seinen Eltern gewohnt, die haben Zimmervermietung und ein ganz großes Haus, aber wir wollten etwas eigenes und haben dieses alte Haus entdeckt und für uns umgebaut, seit 2 Jahren sind wir jetzt da und voll glücklich – ich will nirgendswo anders mehr wohnen. Im Lungau bin ich glücklich und es ist alles da, was ich brauche, auch meine Freundinnen, eine Mädlgruppe von 6 Freundinnen. Das hat sich immer wieder verteilt und jede war mal in einer anderen Stadt, aber der Großteil ist wieder zurückgekommen in den Lungau.

Was schätzt du besonders am Lungau?

Es ist so zentral. Die Stadtleute meinen zwar immer sie wohnen so zentral, aber wir können einfach ins Auto steigen und sind in der Stadt oder können am Meer oder auf den Bergen sein. Man kann dem nachgehen, was man möchte, ob man in die Stadt will oder einfach seine Ruhe. Besonders schätze ich auch das Miteinander hier im Lungau, es kennt halt jeder jeden, das hat zwar alles sein Für und Wider, aber so wie man in den Wald hineinschreit so kommts auch wieder raus und wenn man selbst offen und nett ist, dann begegnet das einem auch im Lungau wieder.

Gibt es für dein Leben hier im Lungau auch Nachteile?

Es ist schon immer wieder das Thema mit dem Beruf. Nachdem ich die Ausbildung zur Ergotherapeutin gemacht hab, war die Frage, wo findest du jetzt im Lungau eine Arbeit. Ergotherapie ist so spezifisch und da gibt es im Lungau vielleicht fünf Stellen. Nach der Ausbildung hab ich mir schon gedacht, dass ich pendeln werd müssen, aber mein Glück war dann, dass genau die Stelle frei war, die ich gerne haben wollte, die ist in Tamsweg und ich bin mobil unterwegs und fahre in die Kindergärten nach Zederhaus, in die Muhr und bin überall im Lungau. Sonst ist die Situation im Lungau oft ein Nachteil, weil einerseits gibt es Stellen , die ausgeschrieben werden, aber es macht keiner und andererseits gibt es manche Stellen nicht und dann muss man pendeln.

Was ist für dich das kulturelle Gut des Lungau?

Einerseits die Brauchtümer, die hier auch sehr hoch gehalten werden. Ich war mal mit der Tina Heine beim Samson-Umzug und sie meinte, es ist ein Wahnsinn, dass ihr in jedem Ort eine Blasmusik habt und sie kenne das nicht aus dem Norden, da sei das eher hobbymäßig. Bei uns gibt’s halt die Vereine und die kommen regelmäßig zusammen, da ist wirklich etwas dahinter. So sind auch die Lungauer; wenn sie sagen wir machen etwas, dann machen sie es gescheit.

Bist du selbst in einem Verein aktiv?

Ich hab eine Turngruppe gegründet, die leider kein Verein ist, weil sich das als sehr schwierig herausgestellt hat. Es ist schon immer das Thema mit den Frauen, was machen die Frauen. Es gibt alles mögliche für die Männer, aber wenig für die Frauen und da hab ich mir gedacht, dann machen wir es eben selbst und da treffen wir uns dann jeden Donnerstag und machen lustige Sachen, weil es kommt ja darauf an, dass man rauskommt und  sich regelmäßig trifft.

Wie empfindest du das Kultur- und Kunstangebot im Lungau?

Es gibt eigentlich gar nicht so wenig. Die Rösler Rosmarie (Anm. pensionierte Hauptschullehrerin und Bildungswerkleiterin in Ramingstein) macht ganz viel mit ihrem Mann, dem Edgar, die schauen oft, dass Vorträge sind im Lungau und etwas angeboten wird. Damals schon in der Schule hat es eine riesige Theatergruppe gegeben, wo wirklich was los war. Der Wimmer Robert (Anm. Obmann der Lungauer Kulturvereinigung) macht auch ganz viel im Lungau. Es ist nicht so, dass sich hier nichts rührt, weil wenn man möchte und sich damit beschäftigt, dann findet man auch etwas.

Wie hat sich denn bei dir der Kontakt mit dem Supergau Festival ergeben?

Das war eigentlich ganz lustig. In der Kindergartenschule hab ich eine junge, ganz engagierte Zeichenlehrerin gehabt, bei der ich maturiert hab, und ich hab von dem Supergaufestival noch gar nichts gehört und sie schickt mir einen Link und schreibt: Bewirb dich da, sonst meld ich mich für dich.  Da hab ich gesagt: was soll ich da machen? Weil ich bin ja in dem Sinne keine Künstlerin oder ich würd mich nicht so definieren. Und sie hat gesagt: Die suchen da Leute, die was Gutes machen oder etwas können und sich das zeigen trauen. Da hab ich einfach der Tina Heine vom Supergaufestival geschrieben: Ich bin die Theresa aus dem Lungau und ich mach Nudeln. Die Tina hat sich auch gemeldet und ist gleich mal vorbeigekommen und hat gesagt: Was hat dich dazu gebracht mir einfach so eine email zu schreiben? Weil da gibt es ja einen offiziellen Verlauf und man muss etwas einreichen und damit hab ich mich eigentlich nicht befasst gehabt. Aber sie hat dann gesagt: du bist aber trotzdem dabei, weil du bist mir sympathisch und irgendwie haben wir uns gleich gut verstanden. Ja und dann haben wir die Idee geboren, dass es doch cool wär, wenn es einen Tisch geben würde, der immer den gleichen Gastgeber hat und der im Lungau so wandern würde und da treffen sich die Leute und reden zu bestimmten Themen. Wir haben es uns so vorgestellt, dass der Tisch immer gleich ausschaut und outdoor ist und man den Tisch schon beim Vorbeigehen bemerkt, aber das mit outdoor ist im Lungau ein bisschen schwierig zu planen. Und jetzt kochen wir an drei verschiedenen Orten zu 3 verschiedenen Themen und mit verschiedenen Gästen. Wir machen vor dem Festival so ein Kickoff-Event für die Bürgermeister und ihre Frauen, mit Diskussionen, das ist das erste, und als zweites kochen wir dann schon im Festival für die Bergrettung. Weil das Ehrenamt ist schon ein Thema im Lungau, viele Leute machen da einfach etwas aus Überzeugung oder weil es ihnen wichtig ist und das möchten wir ehren. Und einmal drehen wir es um und bewirten die Wirte aus dem Lungau, weil da gibt es in der Pädagogik ein Konzept, das heißt „mothering the mother“ dass sich die Leute wohlfühlen und aus sich herausgehen können und offen sind für Anregungen. Das wollen wir bei den Wirten anwenden, weil die Wirte auch ganz wichtig sind für die Gemeinschaft. Es ist schon oft ein Miteinander, aber oft gönnt man sich auch die Butter auf dem Brot nicht, besonders jetzt wo so Personalmangel ist, es gibt einfach schwierige Themen und wir wollen die Wirte zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit geben ein Miteinander zu finden. Ich fürcht mich schon davor, weil die alle viel besser kochen können als ich. Schaun wir mal.

Bist du schon mit vielen KünstlerInnen vom Festival zusammengekommen?

Ich bin eigentlich von Beginn an dabei und deswegen kenn ich fast alle. Und ich bin jetzt auch irgendwie im Team Lungau dabei und wenn wer von den Künstlern was braucht, dann versuch ich zum Beispiel einen Chor zu finden oder so wie bei der Aurora, dass ich sag, das könnt der Manni machen, oder wo kriegen wir das Werkzeug her, halt die ganzen organisatorischen Sachen. Oder wem gehört das Feld oder wie die Sonnenuhr, die muss fast in Maria Pfarr stehen, weil die Maria Pfarrer die sagen wir sind der sonnigste Ort, das ist ihr Werbeslogan und wir lachen dann, weil oft ist`s dann doch nicht so sonnig. Die Insidersachen halt.

Es ist ja ein modernes Kunstfestival im öffentlichen Raum, wie siehst du die Resonanz in der Bevölkerung?

Ich seh es sehr als Bereicherung. Was ich mir aber gewünscht hätte, wär dass die Sachen dann vielleicht da bleiben. So wie die Sonnenuhr, das ist total schön und das wär doch schön, wenn das dann dableiben würde und nicht nach 10 Tagen wieder weg wäre. Bei den Einwohnern hab ich schon beide Seiten gehört, einerseits ist viel Neugierde da und das hat es ja auch noch nie gegeben, und ich mag jetzt auch nichts falsches sagen, andererseits wird auch gesagt das kostet jetzt so viel Geld und das wird in das investiert und dann sind die Kunstwerke einfach wieder weg. Das ist so ein Punkt, den man kritisch sehen kann. Aber insgesamt ist viel Neugierde da. Und auch weil die KünstlerInnen so offen auf die Leute zugehen und einfach fragen, kennst du jemanden, den ich kennenlernen sollte. Und ich hab das Gefühl, dass das gut matcht. Man muss jetzt einfach mal sehen, wie das Festival dann so ist. Zum Beispiel gibt es ja so ein Projekt in Ramingstein, ich glaub der Lukas, die etwas aufschütten und da war ich selbst so, dass ich glaub das kommt jetzt bei uns nicht so gut an, weil bei uns gibt es schon so viel unebene Flächen. In Tamsweg hat eine ältere Bäuerin für uns eine Jausen gerichtet und auf die Frage: – Kennst du einen Bauern der uns seine ebene Wiesen für eine Aufschüttung zur Verfügung stellt? – hat sie gesagt: Nein – bei uns da ist jeder froh, wenn er eine ebene Wiesen hat. Man kann sich vielleicht jetzt alles noch nicht so vorstellen, aber wenn man es dann vor sich hat, sieht man vielleicht doch den Benefit.

Der Lungau ist ja mit öffentlichen Verkehrsmitteln eher schwierig zu erreichen, wie siehst du die Möglichkeiten sich alle Kunstwerke anzuschauen?

Ich glaub das ist gar kein so ein Problem, weil wir im Lungau das ja gewöhnt sind und weißt, wer es sehen will, der sieht es sicher. Zum Beispiel der Stefano, die machen in St. Andrä beim Themenweg von der Hexenverbrennung ein Projekt und das ist ein guter Platz, weil auch Leute, die das nicht lesen oder die es nicht interessiert, die sind dann trotzdem dort unterwegs, weil da gehen viele Menschen und die sind da in Berührung damit und werden vielleicht neugierig sich auch andre Sachen anzuschauen. Vielleicht braucht man es auch nicht, wenn man es nicht kennt – wenn man es dann kennt, würd es abgehen. Ich freu mich auf alle Fälle voll drauf und hab schon gesagt: Was machen wir dann, wenn es vorbei ist?

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