Salzburger Land

Resident: Michaela Rohrmoser

Der Fotograf Bernhard Müller im Gespräch mit Michaela Rohrmoser, Bezirkshauptfrau der Bezirkshauptmannschaft Lungau und Geboren 1964 in Friesach/Kärnten, lebt in Tamsweg und Wagrain

 

Der südlichste Bezirk ist mir der liebste

©Bernhard Müller

Wie war Ihr Werdegang und wie sind Sie ins Lungau gekommen?

Ich bin gebürtige Kärntnerin und nach Schule und Studium habe ich in den Pongau geheiratet. Mein beruflicher Werdegang war so, dass ich zuerst im Pinzgau auf der Bezirkshauptmannschaft begonnen habe und nach einigen Jahren in den Pongau gewechselt bin. Dort war ich dann 10 Jahre Polizeiamtsleiterin wo ich auch verantwortlich für Großveranstaltungen wie das Skispringen in Bischofshofen oder den Weltcup im Flachau und Zauchensee war. In weiterer Folge bin ich dann Bezirkshauptfrau im Lungau geworden.

©Bernhard Müller

 

Sie haben also beruflich und privat das Salzburger Land nicht verlassen und beruflich fast alle Salzburger Gaue durchgemacht?

Ja, jeder Bezirk hat seine Schönheiten und Eigenheiten, aber für mich, als im angrenzenden Kärnten Aufgewachsene, steht fest: der südlichste Bezirk ist mir der liebste.

 

Wohnen Sie denn auch im Lungau?

Ich hab eine kleine Wohnung im Lungau, mein Hauptwohnsitz ist im Pongau, wo mein Mann als Arzt für Allgemeinmedizin tätig ist. Mein Arbeitsschwerpunkt ist natürlich Tamsweg und die meiste Zeit verbringe ich im Lungau.

Nachdem Sie ja in fast allen Gauen gelebt haben, was macht für Sie den Lungau besonders und unterscheidet sich dieser sehr von den anderen Gauen?

Absolut. Der Lungau ist ein wunderschöner Bezirk. Es gibt noch sehr viel Landschaft, wenig Zersiedelung und er ist vom Alltagsleben her noch nicht so touristisch geprägt wie zum Beispiel der Pinzgau oder der Pongau. Der Tourismus im Lungau ist wesentlich sanfter und es ist auch die Biosphäre, die dazu beiträgt, dass der Tourismus sich wesentlich sanfter entwickelt. Brauchtum und überhaupt Volkskultur werden im Lungau intensiv hochgehalten; es sind überdurchschnittlich viele Menschen in Vereinen organisiert, die das in ihrer Freizeit machen und das merkt man natürlich schon sehr bei den ganzen Festen im kirchlichen Jahreskreis und auch bei den dörflichen Festen oder den Festen der Marktgemeinden. Wir haben es jetzt kürzlich bei der 300 Jahr Feier des TamswegerSamson erlebt, wo sich wieder alle Mitwirkenden mit voller Kraft eingesetzt haben. In den Schmuckstücken Mauterndorf und Tamsweg wird der Ortsbildschutz wirklich ernst genommen, das sind dann schon prächtige Ortskerne. Es ist wirklich wunderbar hier.

In meinen Gesprächen taucht auch immer wieder an oberster Stelle der Zusammenhalt im Lungau auf. Wie ist da Ihre Erfahrung?

Bedingt natürlich auch durch die Vereinstätigkeit gibt es hier einen ganz großen Zusammenhalt. Dieser zeigt sich auch in der Vielfalt der Kulturtätigkeiten. Einerseits die Volkskultur, die stark durch die Vereine getragen wird, aber andererseits haben wir die Kulturvereinigung im Lungau, begonnen vom Kino über das Theater. Ich habe tolle Theateraufführungen miterlebt – mit ganz speziellen locations, zum Beispiel das Iso-Spannwerk oder die alte Glashütte in St. Michael. Von den schrägen Konzerten sozusagen bis hin zur bildenden Kunst, wir haben sehr viele arrivierte Künstler aber auch sehr junge, die immer wieder Vernissagen machen.

Konzentriert sich die moderne Kunst mehr auf Tamsweg?

Nein, das würd ich jetzt gar nicht sagen. Zum Beispiel gibt es Theatergruppen in St. Margarethen und in St. Michael. Tamsweg ist natürlich ein Schwerpunkt, aber es ist durchaus auch in den an-deren Marktgemeinden, dass immer wieder etwas stattfindet, Vernissagen mal in Ramingstein, mal in Tamsweg, wirklich ganz unterschiedlich.

 

Mir ist schon aufgefallen, dass Kunst im öffentlichen Raum oder moderne Kunst kaum sichtbar oder auffindbar ist.

Da gibt es sicher ein Defizit!

 

Kunst im öffentlichen Raum prägt ja auch Landschaft und Menschen. Woran liegt es, dass Kunst im öffentlichen Raum im Lungau nicht zu finden ist?

Ich glaube nicht, dass das ein lungauspezifisches Problem ist – generell ist im ländlichen BereichKunst im öffentlichen Raum wenig thematisiert. Ich glaube schon, dass moderne Kunst im Lungau noch keine Priorität genießt und hoffe aber, dass sich das entwickelt. Es war lange vor meiner Zeit, da hat es einmal die Diskussion gegeben ein Kulturhaus hier zu errichten – das wurde aber von der Bevölkerung nicht goutiert.

Sehen Sie das im Vergleich zu den anderen Gauen als Defizit?

Ich bin immer gerne bereit, dass man sich weiterentwickelt und dass man sich öffnet. Ich könnte mir vorstellen, dass mit der Rückkehr von jungen, gut ausgebildeten Lungauerinnen, das Interesse an moderner Kunst steigt. Erforderlich dazu sind attraktive Arbeitsmöglichkeiten.

An dem Prozess bin ich ganz stark beteiligt.

In Gesprächen klingt oft an, dass junge Leute zum Studieren weg gehen und dann die Schwierigkeit haben, hier Arbeit zu finden oder es nicht die Vielfalt an Arbeitsplätzen gibt. Ist Ihnen das eine Herzensangelegenheit und wie gehen Sie das an?

Absolut. Absolut ja. Da kann ich Ihnen ein Beispiel aus meinem Bereich erzählen: Seit meinem Dienstantritt als Bezirkshauptfrau ist es mir gelungen in der Bezirkshauptmannschaft einige neue Stellen zu schaffen und damit junge Familien in den Lungau zu bringen. Wir haben in unserer Arbeit einen Verkehrsstrafenschwerpunkt, wir erledigen die CBE-Verfahren (Cross Border Enforcement) von allen fünf Bezirken. Diese positive Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Der nächste Schritt ist die Übersiedelung des Landesabgabenamtes aus dem Zentralraum nach Tamsweg.

Spielt Industrie nicht auch immer eine große Rolle, dass gut ausgebildete Menschen zurück kommen?

Wir haben hier wenig große Industriebetriebe. In diesem Bereich ist sicher noch Luft nach oben. Idealerweise wären Betriebe die mit der Biosphäre vereinbar sind, wünschenswert.

©Bernhard Müller

 

 

 

 

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