Resident: Maria und Josef Steffner
Der Fotograf Bernard Müller im Gespräch mit Maria und Josef Steffner, Besitzer des Gourmetrestaurants Mesnerhaus in Mauterndorf. Josef Steffner geb. 1979 in Mauterndorf, Maria Steffner geb.1979 in Maria Pfarr
„Wir Lungauer sind Macher“
Wie ist euer Leben bis heute verlaufen und wie seid Ihr nach Mauterndorf gekommen?
Josef: Ich bin gebürtiger Mauterndorfer und meine Frau ist aus Maria Pfarr. Meine Eltern haben in Mauterndorf ein Gasthaus gehabt und meine Oma hat auch schon ein Gasthaus geleitet, das macht jetzt mein Onkel.
Maria: Wir haben einen Bauernhof, daheim in Maria Pfarr, den hat meine Schwester übernommen. Ich wollte unbedingt Köchin lernen und hab 1995 im Mesnerhaus Köchin gelernt und dann bis 2000 dort gearbeitet. Ich bin dann ein bisschen in Österreich gewesen und hab im Ausland, in der Schweiz, gearbeitet. Ich war in der Schweiz ganz alleine, der Josef war in St. Christoph auch in der Schweiz, und da haben wir uns öfter getroffen und haben uns verliebt und sind seit 22 Jahren zusammen. Wie uns vor 15 Jahren das Mesnerhaus vom Vorpächter angeboten worden ist, haben wir dann am 4. Juli 2007 aufgesperrt. Am 5. Juli wollt ich dann gleich wieder zusperren, es war nicht so angenehm am ersten Tag.
Josef: Die ersten zwei Jahre waren sehr hart!
Maria: Es war extrem hart!
Josef: Unsere Menschen da sind sehr hart zu einem und mit 27 Jahren ist man halt auch noch nicht so gefestigt, wir waren immer angestellt, man kennt die wirtschaftlichen Hintergründe noch nicht. Ich war immer in der Küche, meine Frau war im Service und hat dann umgeschult zum Weinsommelier. Wenn man dann aufsperrt, lernt man halt auch die anderen Seiten von dem Business kennen. Wir hatten viele treue Stammgäste von unserem Vorgänger und wir sind jetzt die ersten Eigentümer, die das Mesnerhaus machen. Wir waren am Anfang noch sehr sensibel und haben dann gemerkt wie brutal die Leute auch sein können. Wir haben aber durchgehalten und nach zwei Jahren hat sich das Blatt dann gewendet. Nach drei Jahren hatten wir die Möglichkeit das Haus zu kaufen und dann ist es so richtig losgegangen. Wenn einem etwas gehört, hat man natürlich auch eine andere Energie.
Maria: Es war ja immer schon ein Gourmetrestaurant, jetzt ist es kein so ein Problem mehr, jetzt sind alle jung, die sich selbstständig machen, auch wenn man sich die ganzen Startups heute anschaut, und vor 20 Jahren war das noch nicht so.
Josef: Wir haben halt das Konzept hier geändert und damit waren viele Gäste nicht einverstanden, wir waren vielleicht auch zu forsch. Wenn ich es heute nochmal machen würde, würde ich es sanfter und langsamer machen. Es haben uns halt Gäste sehr kritisiert und nachdem wir dann die dritte Haube bekommen haben, haben genau die gesagt „das haben wir immer schon gewusst“. Das ist doch witzig, oder? Das Mesnerhaus lebt natürlich auch von Stammgästen und am Anfang war das schon schwierig, weil wir leben ja auch nicht in der Toplage, der Lungau und Mauterndorf sind zwar sehr schön, aber man ist doch etwas ab vom Schuss. Im Augenblick ist das aber auch trendy. Wir haben kein so großes Einzugsgebiet und da muss man wirtschaftlich schon gut aufgestellt sein, damit man hier überlebt.
Was hat Euch denn bewegt nach Eurem Leben im Ausland wieder nach Mauterndorf zurückzukehren?
Josef: Ja früher hat es halt immer Zwischensaisonen gegeben und da kommst du dann wieder heim und triffst dich mit den Freunden und Bekannten. Im Lungau war es immer entweder zu warm oder zu kalt, aber wenn du mal im Ausland warst, zum Beispiel in Spanien, wo du in der Nacht nicht schlafen kannst, weil es so warm ist, wo du das Wasser nicht einfach so trinken kannst, wo es Kriminalität gibt, das gibt es bei uns alles nicht. Wenn wir in der Schweiz geblieben wären, da bist du ewig und drei Tage der Ausländer, du bist einfach nicht so integriert, wenn man das so sagen darf.
Maria: Und das ist halt daheim. Und wir haben auch Glück gehabt, weil wir haben 8 Jahre verhandelt, bis wir das Nachbarhaus bekommen haben und da wo wir jetzt sitzen, das ist ja alles neu. Da haben wir jetzt auch 7 Zimmer und das ist unser Durchbruch. Am Wochenende sind wir super besucht durch die Zimmer.
Josef: Auf Grund der exponierten Lage kommt der Gast und fragt dann natürlich, was mach ich jetzt da, ich kann gut essen und trinken, die ein oder andre Flasche Wein, und dann wird es knapp mit dem heimfahren und jetzt kann der Gast es am nächsten Tag mit Skifahren oder Wandern verbinden, bei uns kann man ja viel machen. Wir sind aber kein klassisches Hotel, wo du eine Woche bleibst, sondern wir verkaufen ja den Tisch mit Zimmer und das Zimmer füllt uns quasi das Restaurant.
Maria: Wir haben dadurch im letzten Jahr so viele Stammgäste bekommen. Es ist schon sehr persönlich bei uns. Die Gäste sagen ja auch, dass sie in keinem anderen Restaurant so viele Menschen kennenlernen. Wir haben letztes Jahr zum ersten Mal an Weihnachten und Sylvester offen gehabt und haben uns echt überlegt, wie machen wir das. Wir haben dann auch zum Beispiel eine Küchenparty gemacht und die Gäste vom Sylvestergaladinner sind dann am nächsten Tag alle zusammengesessen und viele Gäste sind inzwischen auch unter einander vernetzt. Aber das ist ja das schönste, da kann der Josef noch so gut kochen und ich noch so einen guten Service machen, aber wenn sich die Leute nicht verstehen, dann hilft das alles nichts. Und da ist man schon irgendwie stolz, wenn das alles so klappt und man die Leute zusammenbringt.
Josef: Es ist natürlich schon auch so, dass Gäste zu uns sagen, wenn ihr jetzt zum Beispiel in München wärt, würden wir viel öfter kommen. Dann hast du vielleicht mehr Geschäft und da bist dann schnell trendy, aber morgen ist dann ein andres Restaurant trendy und in 5 Minuten kennt dich keiner mehr. In der Stadt sind die gleichen Leute, die zu uns kommen, ich sag mal oberflächlicher und bei uns da fühlen sie sich wie daheim und sind entspannter.
Sind die Menschen hier im Lungau denn offener?
Maria: Da hast du vollkommen Recht. Man muss ja sagen, wir Lungauer sind die voll fleißigen Leute. Es gibt Firmen, die sagen ich bin so froh, wenn ich einen Lungauer in der Firma hab. Wir Lungauer sind schon Macher. Wir sind stolz, dass wir Lungauer sind.
Bezieht ihr denn Eure Produkte für die Küche hauptsächlich aus der Lungauer Region?
Josef: Wir haben das eigentlich schon immer gemacht auf Grund unserer Geschichte, weil uns das schon immer wichtig war und man die Produkte auch leichter bekommt. Es ist aber auch eine Herausforderung, den richtigen Bauern zu finden, der das versteht. Im Gegensatz zum Weinbauern, das sind ja die einfachsten Bauern, die produzieren etwas und trinken es dann auch selber gerne und wissen, dass es gut schmecken muss, hat der Milchbauer das schon fast vergessen, der produziert Milch und weiß gar nicht mehr warum. Dementsprechend ist das unsere Aufgabe, Bauern zu finden, die auch eine Philosophie haben und sich auch mit uns identifizieren können. Aus dem Lungau beziehen wir natürlich das ganze Fleisch und das Wild. Man muss halt immer dahinter sein, von selber ist noch keiner gekommen.
Was seht ihr als großen kulturellen Wert des Lungaus?
Maria: Für mich ist das die Ruhe und dass alles so schön ist, die Natur, dass die Häuser so schön und gepflegt sind. Es grüßt dich ein jeder. Ich bin ja keine Mauterndorferin, aber ich geh so gern durch den Ort und fühl mich so wohl, das hat auch so einen italienischen Touch mit den engen Gassen. Es gibt auch so viele junge Leute, die etwas machen und auch wieder zurückkommen. Und das ist für mich schon Kultur.
Josef: Ich bin zwar bei keinem Verein, aber dass es noch die Brauchtumsvereine wie die Schützenvereine und Musikvereine und viele andre gibt, das ist schon ein kulturelles Gut. Auf der andren Seite auch das Nichtverschlossene, so wie die Jazzsachen, die sie machen. Genauso auch die intakte Natur, die Sportangebote. Wenn man es jetzt zum Beispiel vergleicht mit Leogang, da gibt es tolle Hotels, aber irgendwie schon wieder zu aufgeblasen. Der Lungauer muss da einen Mittelweg finden, wir brauchen keine Ressorts mit 1000 Betten, sondern gute Familienbetriebe, wo jeder etwas anderes macht. Und das macht den Lungau eben interessant.