Peter Fritzenwallner & Wolfgang Obermair – Bustopia
Peter Fritzenwallner & Wolfgang Obermair – Bustopia
Bus 150 – Haltestelle Fuschl am See Ortsmitte
Sa 15.5. |Mi 19.5. | Do 20.5. | Sa 22.5. | Die Buslinie 150 verkehrt von Salzburg Stadt nach Hof und weiter nach Osten. Die Buslinie 120 verbindet Nord und Süd. Gemeinsam bilden sie ein Koordinatensystem für die einzelnen Projekte des supergau Festivals. Und: Die Inspiration für Peter Fritzenwallners und Wolfgang Obermairs „Bustopia“, die damit der Utopie im Postbusnetz hinterher spüren.
Da lehnt eine menschengroße Zigarette an der Haltestelle. Da wartet jemand. Und wartet und wartet. Dort zieht eine Prozession mit knallgelbem Bus durch die Landschaft. Und dann purzeln lauter Luftballons in einem Wartehäuschen und entfleuchen in die Weite. Die Aktion „Bustopia“ umfasst mehrere Einzel-Arbeiten an mehreren Orten. Hat performative, skulpturale und installative Elemente. Kommt als Objekttheater, Tableau vivant, Workshop oder Zusammenarbeit mit Clown Pedro daher. „Wir strukturieren den Raum“, sagen Fritzenwallner und Obermair dazu. Dabei wird das Innere eines Buses genauso zum Spielort wie der Ort des Wartens auf den Bus, nämlich die Haltestelle. An einem solchen „Ort der erzwungenen Kontemplation“ könne das den Fortschritt der Zeit in Frage stellende Warten mitunter produktiv werden. Oder sich ins Absurde wenden und ungewohnte Seeerfahrungen ermöglichen. Fritzenwallner und Obermair bauen überraschende Bilder in den Raum, die für eine Unterbrechung der Routine, für eine Irritation des Alltags, für eine Öffnung des Blickes sorgen.
Fritzenwallner, geboren 1983 in Salzburg Land, hat an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert. Obermair, 1971 in Deutschland geboren, ist ebendort Assistent für Transmediale Kunst. Für eine Ausstellung im Salzburger Kunstverein 2018 arbeiteten die beiden zum ersten Mal zusammen. Damals entstand ein mit Flügel-Prothesen versehenes Auto – die Beschäftigung mit Verkehrsmitteln ist also von Anfang an Teil dieser Kollaboration. Während Fritzenwallners künstlerische Praxis immer schon performative Elemente umfasste, arbeitet Obermair vor allem skulptural. 2020 haben die beiden ihre Arbeitsbeziehung mit gleich zwei Projekten vertieft. Für das „minus20degree“ Festival in Flachau entstand die Arbeit „Boëdromios“. Die mehrtägige Aktion verhandelte unter der Prämisse eines Filmdrehs das Ende der Welt. So kurz vor Beginn der Pandemie? Fritzenwallner: „Alle Künstler*innen möchten gerne visionär sein“. Obermair: „Es war visionär, Peter“.
Für „Freischwinger (Wie man der Deutschen Bank die toten Kredite erklärt)“ im Herbst 2020 imaginierten die beiden ein zufälliges Zusammentreffen von Joseph Beuys und Martin Kippenberger an einer Grazer Tankstelle und führten einen fiktiven Dialog über alle möglichen gesellschaftlichen Phänomene. Und „Dialog“, das ist das, was Fritzenwallner und Obermair an der Zusammenarbeit vor allem schätzen. Sie nennen es „Ping-Pong-Spielen“. Gemeinsam Zeit zu verbringen und sich konzentriert in einen Prozess zu vertiefen, darauf freuen sie sich im Hinblick auf „Bustopia“ am meisten.
Wie würdet ihr selbst eure künstlerische Zusammenarbeit beschreiben?
Wolfgang Obermair: Wir machen sowas wie YouTube Pranks. Künstlerische YouTube Pranks.
Peter Fritzenwallner: Unsere Arbeiten funktionieren wie ein schwitziger Aufenthaltsraum in einem Sportclub. Aber ohne Chauvinismus. Wir wollen Spaß haben beim Produzieren. Und wir wollen Spaß fürs Publikum.
Obermair: Es geht darum, sich in etwas so hineinzusteigern, hineinzuspielen, dass sich diese Begeisterung auf andere übertragen kann.
Welche Gestaltungsprinzipien sind euch dabei wichtig?
Obermair: Ein „ja“ zum Eklektizismus! Wir bringen Dinge zusammen, die nicht sofort etwas miteinander zu tun haben. Und dann aber doch. Uns interessieren die Verwandtschaftsbeziehungen, die dann zu Tage treten können.
Fritzenwallner: Humor ist uns wichtig. Und Freiheit für Improvisation. Es geht darum voraussetzungslose Bilder zu schaffen, die alle lesen können.
Was ist das Utopische am Busfahren? Wieso „Bustopia“?
Fritzenwallner: Im Warten auf den Bus sind wir zurückgeworfen auf uns selbst. Das ist eine Unterbrechung der Zusammenhänge. Die sonst so auf Funktion und Produktion und Sinnhaftigkeit gerichtete Beziehung zu Objekten wird irgendwie aufgehoben, fragwürdig. Und diese besondere Art der Gleichgültigkeit also Gleichwertigkeit halten wir für produktiv.
Obermair: Im Warten wird das Staunen möglich!
die Autorin des Textes : Theresa Gindlstrasser