Salzburger Land

Supergau? Findet auch bei Regen statt

Supergau? Findet auch bei Regen statt …

Morgens in der Pension sitzen die Künstler*innen schon in ihren Gummistiefeln und Regenoutfits, draußen werden Superhocker zusammengeschraubt, es schüttet ohne Unterlass, zur Mittagspause kommen die ersten rein, um sich die zweite Garnitur zu holen. Nach der langen Trockenheit endlich der Regen, so lange herbeigesehnt für die Wiesen, aber bei uns nervöses Checken der Wetter-App, jede Stunde, ob sich wirklich keine Besserung zeigt, oder Nachfragen, ob irgendjemand eine Wetter-App gefunden hat, die vielleicht besseres Wetter anzeigt.

Auf den Handys türmen sich die Fotos von A-Ständern mit dem Plakat „[Supergau] Findet auch bei Regen statt“, diese Marketing-Idee bekommt noch einmal eine andere Dimension. Noch einmal nachsehen, welche Regenfelder wann und wo vorbeiziehen werden. Kann die Anhörung passieren, mit dem Fußmarsch und der Technik da draußen?

Dann die Erleichterung, einfach Augen zu und loslegen. Und dann bei der Eröffnung im Infokiosk so viele Leute, man freut sich, dass sie wirklich gekommen sind bei dem Regen, viele Leute aus der Region, und ab da ging es eigentlich los, das Gespräch – über die Kunst, über uns, warum wir hier sind, wer das bezahlt, manches kritisch: Was das soll, „Ernsthaft, ich verstehe das nicht, kannst du mir den Plan erklären?“ oder:

„Ich habe das auch in meinem Briefkasten gehabt, die Nachbarin hat gesagt, sie geht zu sowas nicht, ich habe gesagt, man muss sich das mal anschauen, weil man kann nicht immer meckern, dass nichts ist, und dann ist was, und dann geht man nicht hin, also …“

… viele Besucher*innen, die aus der Region kommen, beschweren sich als Allererstes über die, die nicht kommen: „Das ist das Doofe, dass die nicht kommen, weil wenn die nicht kommen, dann ist das ja nicht gut“, und wir sagen dann, darum geht es gar nicht, es geht uns gar nicht um die Quote: Dass du jetzt hier mit uns am Tisch sitzt, und wir miteinander reden, das ist doch gut.

 

Ja, wir waren wirklich überwältigt, dass so viele tatsächlich auch beim Almabtrieb im strömenden Regen sich auf den Weg gemacht haben. Manchmal rückt man sogar beim Regen und unter den Schirm noch näher zusammen. Und dann?

Dann platzt die Filterblase unterm Regenschirm.

Tina Heine und Matthias Ais
(Festivalleitung)

 

 

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