Residents: Kathrin und Bernhard Resch
Der Fotograf Bernhard Müller im Gespräch mit Kathrin und Bernhard Resch, Tankstellen- und AutohausbesitzerInnen in Strobl am Wolfgangsee und ResidentInnen für Maria Kanzler und Fabian Ritzi / Belvedere Flachgau. Architektonische Intervention auf einem Tankstellendach
“Wir sind eine Skifamilie”
Wo seid ihr aufgewachsen, wie ist euer Werdegang?
Bernhard: Meine Eltern sind 1965 nach Strobl hergekommen, der Vater hat mitten in Strobl eine KFZ-Werkstatt aufgebaut, dann bin ich gleich einmal geboren worden, und es war eigentlich relativ schnell klar, dass ich einen technischen Beruf erlerne. Ich hab dann das Handwerk Kfz-Mechaniker und Lackierer erlernt, bin ein bisschen in Salzburg gewesen, bei einer Fremdmarke, Mercedes, für 5 Jahre und dann bin ich wieder in den elterlichen Beruf und hab den Betrieb vom Vater weiterentwickelt und ausgebaut. Zum Kfz-Betrieb ist dann die Tankstelle dazugekommen, dann hab ich meine Frau kennengelernt und daraus sind 4 Kinder entstanden. Und jetzt sind wir schon im nächsten Schritt, wo man schaut, wie geht`s dann weiter, wenn man im Ruhestand ist, wie kann man es sich richten.
Kathrin: Ich bin 1994 geboren, bin in Strobl auch aufgewachsen und in die Schule gegangen, die Hauptschule, war dann im Leistungssport Ski alpin tätig und bin in Schladming in die Skiakademie gegangen. Hab dann krankheitsbedingt aufgehört mit dem Skifahren, aber noch in Schladming meine Matura abgelegt und bin dann eigentlich gleich einen Tag nach der Matura daheim in den elterlichen Betrieb eingestiegen und bis jetzt noch immer dabei, seit 6 Jahren, und unterstütze meinen Papa mit der Tankstelle (Bernhard wirft lachend ein: Sie leitet´s und ich unterstütze). Ja von klein auf war da ja schon die Verbindung, zu Autos, zur Waschanlage, weil wir da ja auch wohnen und schon als Kleine immer auf dem Betriebsgelände waren und Rolleskates und Rad gefahren sind.
Bernhard: Ja und weil Du grade von der Skiakademie erzählt hast Kathrin, unser, mein Hobby ist das Skifahren, ich bin ein Skifanat und hab mit allen vier Kindern den Skisport relativ ernsthaft betrieben. Die Kathrin war dann ja auch österreichische Vizemeisterin im Super-Ski und ist international FIS-Rennen gefahren, war schon in Neuseeland drüben und eine Tochter ist noch aktiv im ÖSV-Kader und auch schon im Weltcup gefahren. Leider ist sie im Moment kreuzbandverletzt. Sie wird aber noch einmal einen Anlaufversuch machen und dann durchstarten. Wir sind eine Skifamilie. Das gehört zu unserem Werdegang dazu, weil das hat uns schon geprägt.
Dann wird es bei meiner nächsten Frage, was euch besonders mit Strobl verbindet, bei der Antwort auch auf das Skifahren hinauslaufen?
Bernhard: Strobl ist ein traumhafter Ort und klar man kann in der Postalm den Skisport ausüben, das ist das große Almplateau, und der Wolfgangsee ist natürlich ein Wahnsinn. Strobl ist eine kleine, feine Gemeinde, Berge, Natur, Wasser, Tourismus, traumhaft, ein Juwel.
Kathrin: Mich verbinden mit Strobl eigentlich ganz besonders die Berge. Mit zwei Jahren die ersten Skiversuche droben auf der Postalm. Und das ist immer so geblieben, die Berge und die Landschaft. Mein Leitsatz: Wir wohnen da, wo andre Urlaub machen! Und da bin ich auch stolz drauf.
Kathrin, viel junge Menschen zieht es in die Stadt, Wien oder Linz, warum bist du dageblieben und nicht weggegangen?
Kathrin: Einerseits weil meine ganze Familie da ist und wir hier aufgewachsen sind, das ist ein ganz großer Punkt, und der andre Punkt ist die Natur, dass ich es mir nicht vorstellen kann in die Stadt zu ziehen, weil hier alles so frei ist und man sich frei bewegen kann. In der Stadt sind mehr die Hochhäuser und Remmidemmi, und das bin ich nicht. Und weil ich einen Hund, die Lissi, hab.
Ist Strobl für Euch mehr von Kultur oder von Kunst geprägt?
Bernhard: Ich bin 10 Jahre in der Gemeindevertretung gesessen, hab da in die Kultur und auch die Kunst schnuppern dürfen, und ich glaube, dass Strobl da beides hat. Das sind die Heimatvereine, das ist die Kultur mit der Ortsmusik, mit den Schützen, die Trachtenkapellen, die Schuhplattler und das funktioniert in den Wolfgangseegemeinden gut. Kunst ist auch da, die Gemeinde Strobl hat ja die Deutschvilla, wo laufend Kunstausstellungen sind und es gibt auch einen Kulturverein. Das wird von der Gemeinde und von unserem Bürgermeister Weikinger schon gefördert und da gibt es Gruppierungen, die da dahinterstehen.
Beides ist sehr verankert. Und dann gibt es noch einen Künstler, den Götz, Maler ist er gewesen. Und es gibt Plätze in Strobl mit Kunststatuen, aber da bin ich nicht der richtige Ansprechpartner, dass ich dir mehr darüber sagen kann. Aber es gibt schon einiges.
Kathrin: Aber vielleicht gibt es ja jetzt noch mehr durch das Projekt SUPERGAU.
Könnt Ihr Euch an Eure erste Begegnung mit Kunst erinnern?
Bernhard: Meine erste richtige Vernissage war vor 30 Jahren, da hat es den Ernst Leopold Bauer gegeben, das war der Kulturstadtrat in Strobl, der war zugleich mein Hochzeitslader und Wintersportobmann und der war sehr für die Kunst. Er ist leider schon verstorben. Mit dem bin ich einmal nach Salzburg gefahren zur Veronika Hitzl, die ist ja eine Stroblerin, die in Salzburg Ausstellungen macht, und da haben wir uns eine Ausstellung angeschaut, quasi meine erste Begegnung mit Kunst. Das war ganz lustig, weil nach der Ausstellung sind wir noch in der Stadt etwas versumpft (Bernhard lacht). Ja und so eine Ausstellung strahlt Ruhe aus, man schaut Bilder an oder Figuren, aber wie gesagt mein Herz ist mehr beim Sport und der Action. Aber man wird älter und reifer und schaut sich gewisse Dinge schon mal an, man wandert, je älter man wird, ein bisschen mehr in diese Richtung rein, dass man bewusster wahrnimmt, was es alles gibt.
Kunst im öffentlichen Raum ist oft eher im städtischen Umfeld zu finden, geht Euch zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum hier in Strobl ab?
Bernhard: Nein, ich glaub in Strobl ist der Mix da. Eben mit den Heimatvereinen und der Deutschvilla und natürlich haben wir auch das Naturschutzgebiet, das ist einfach alles zusammen Strobl. Es geht mir hier wirklich nichts ab.
Mit der architektonischen Intervention „Belvedere Flachgau“ von Maria Kanzler und Fabian Ritzi kommt zeitgenössische Kunst zu Euch nach Strobl und speziell zu Euch in die Tankstelle, mit dem Cafe ein täglicher Treffpunkt in Strobl. Wissen Eure Bekannten und Freunde schon von dem Kunstprojekt?
Kathrin: Wie soll ich sagen, viele im Bekanntenkreis verstehen das gar nicht, wenn wir das erzählen, weil sie sich nicht mit Kunst befassen, wir ja auch nicht. Das ist dann eben die Herausforderung, dass man das auch versteht, dass der Aussichtsturm Kunst ist.
Was hat Euch als Gastgeber veranlasst, Eure Tankstelle dafür zur Verfügung zu stellen?
Bernhard: Die beiden haben uns kontaktiert und uns über die ganze Geschichte erzählt und ob sie uns mal treffen können. Ich hab natürlich vorher von dem Flachgau SUPERGAU nichts gehört, dass es den gibt. Tja und dann ist es ruhig gewesen, weil Corona wieder dazwischen gewesen ist, und auf einmal hat mich die Maria wieder angerufen. Ich war ein bisschen im Stress und hab mir gedacht, eigentlich interessiert mich das gar nicht. Aber dann hab ich trotzdem das Gespräch gesucht und die beiden waren nette, liebe Leute und irgendwann in dem Gespräch hab ich gesagt, weißt was, wir unterstützen das, was sie wollen. Ich selber kann das ja entscheiden, weil mir ja die Tankstelle gehört, andere Tankstellen tun sich da schwerer, weil sie einem Konzern gehören und die sagen dann sowieso gleich Nein.
Kathrin: Und ein wenig auch der Anreiz, dass man mal auf einem Tankstellendach droben ist. Ganz oben waren wir selbst ja noch nicht – außer beim Bauen der Tankstelle. Das ist ja auch vielleicht ganz actionreich, besonders der Ausblick.
Bernhard: Ich bin ja selbst ganz gespannt, wenn das dann steht, wenn ich selber raufgehe was ich da empfinde. Jetzt tu ich mir noch schwer. Es wird ja schon ein ziemlicher Aufwand betrieben mit Gerüstaufbau und der Sicherheit auf einem Tankstellendach. Ich bin schon gespannt, wie oft ich da raufgehe mit meinen Freunden. Wer kommt da, wer schaut da, wie wird das vermarktet. Jetzt bin ich immer mehr dabei und lese auch im Internet über das Festival und vielleicht nehme ich mir dann auch die Zeit und fahr mit dem Bus die Runde.
Was glaubt ihr treibt junge KünstlerInnen wie den Fabian und die Maria an, Kunst im öffentlichen Raum zu machen?
Kathrin: Naja, die beiden sind ja sicher sehr kunstinteressiert und werden auch sicher Kunst studiert haben. Vielleicht auch, damit man mehr Aufmerksamkeit auf die beiden Künstler bekommt, weil sie es gut machen und weil sie die ersten sind, die ihr Kunstprojekt auf einem Tankstellendach machen. Das sorgt sicher für Aufsehen, ein Tankstellendach in Verbindung mit Kunst.
Wie wird die Strobler Bevölkerung eurer Meinung nach das Kunstprojekt annehmen?
Kathrin: Ich glaube schon gut und auch jeder wird neugierig sein und sicher auch einmal kommen. Vielleicht dass viele lachen und so sagen, aha das ist jetzt Kunst, weil sie es nicht verstehen.
Bernhard: Mein Umfeld ist sehr sportlich, wenn die dann zur Tankstelle auf einen Cafe kommen, was wir ja hoffentlich ab dem 19.Mai wieder dürfen, werd ich sagen, so jetzt schaun wir mal auf das Tankstellendach rauf. Dann werden die sicher sagen, was ist jetzt das, und drum werd ich mich schon ein bisschen für diese Kunst vorbereiten, damit ich auch die Vokabeln hab, damit ich meine Freunde, die mit Kunst nichts zu tun haben, inspirieren kann. Und dann gibt es natürlich das Umfeld vom Kultur – und Kunstverein, die wissen das schon und der ein oder andere hat mich schon angesprochen, was da auf unserem Tankstellendach passiert. Es gibt da sicher Personen, die das sehr interessiert, glaub ich.
In diesem Augenblick, fliegt ein Kunstflugzeug über das Haus…
Bernhard: Das ist ein Kunstflieger von Red Bull. Die Flying Bulls, die trainieren da. Am Wolfgangsee war früher eine AirChallenge. Für mich ist das auch Kunst die alten Flieger zu bewegen, die am Hangar 7 stehen, mir gefällt das. In Strobl sagen zwar 50 Prozent so ein Wirbel, das ist eine Katastrophe, aber wenn ich einen Flieger hör, steh ich auf und schau, weil ich weiß das ist ein alter Flieger und der wird gewartet.
Eure Tankstelle liegt ja sehr zentral in der Natur um den Wolfgangsee und der Titel des Kunstprojektes ist Belvedere, die schöne Aussicht. Wie würdet Ihr einem Blinden die Aussicht vom Tankstellendach aus beschreiben?
Kathrin: Sehr frei und weit im Blick. Die Berge sind sehr nah und die Geräusche der Straße werden durch die Berge verstärkt.
Bernhard: Wenn ich mit einem Blinden raufgehen würde, würd ich sagen: Wir sind in einem Tal und das ist sehr weit. Und wenn ich den Blinden um 360 Grad drehe, sind da immer verschiedene Berge, mit dem Sperber, dem Zwölferhorn, dem Schafberg, mit der Katrin und dem Zinnlitz und links und rechts ist ein grünes Tal mit See und mit einer sehr befahrenen Straße. Und schön ist es. Wunderschön. Eben eine schöne Aussicht.
Freut ihr euch schon auf das Projekt?
Kathrin: Schon, weil ich schon sehr neugierig bin, wie das werden wird. Und wie das werden wird, wenn man selber droben steht, wie man das wahrnimmt.
Bernhard: Wenn man vor einem halben Jahr gesagt hat, so ein Schaas – ganz beinhart gesagt -, dann freuen wir uns jetzt richtig drauf. Eine Bereicherung auf alle Fälle.