Clemens Bauder und Alexander Römer/Constructlab – Superort
Text: Beate Scheder
Auf die Frage, worum es sich bei ihrem Superort handle, haben Clemens Bauder und Alexander Römer keine eindeutige Antwort parat. Genau in dieser Unbestimmtheit, in der Vieldeutigkeit ihres Konzepts liegt dessen besondere Qualität. Auf einem Hügel im Dorf Hof, einer Anhöhe mit Sicht auf das Alpenpanorama, die sich zwischen dem alten Ortskern und dem Neubaugebiet befindet, einem Zwischenort am Zwischenort quasi, werden die beiden ab Anfang Mai eine flexible Raumskulptur anordnen. Bestehend aus: 1200 Strohballen, Holzrahmen und 60 Dächern. Was dort geschieht oder geschehen kann ist ebenso offen wie seine Form.
„Der Superort ist so konzipiert, dass er sehr vieles sein kann“, so fasst es Bauder zusammen. „Unser Ansinnen ist es, die Form eines neues Zentrums in diesem Dorf zu schaffen, einen kollektiven Ort, an den unterschiedliche Akteurinnen und Akteure andocken können.“
Gemeint sind damit sowohl Anwohnerinnen und Anwohner und lokale Vereine wie auch Künstlerinnen und Künstler von außen, die sich allesamt begegnen und gemeinsam etwas auf die Beine stellen – sowie natürlich das Festivalpublikum.
Womöglich könnte der Superort in Hof tatsächlich neue Dynamik in das Miteinander. Die Form von Urbanität, die dort herrsche, nennt Römer „sehr interessant“, denn: Hof ist weder städtisch, noch so, wie man sich ein Dorf gemeinhin vorstellt. Neubausiedlungen haben die dörfliche Struktur aufgebrochen, was dem Ort aktuell fehlt, ist ein Zentrum, das was früher der Dorfplatz war. Der Superort könnte diese Lücke zumindest temporär füllen.
Bauder und Römer arbeiten bereits seit rund zehn Jahren immer wieder zusammen.
Clemens Bauder hat an der Kunstuniversität in Linz Architektur studiert und arbeitet in den Grenzbereichen von Architektur, Kunst und Installation. Alexander Römer wiederum, Architekt und Zimmermann aus Berlin, war in den 00er Jahren Teil des Kollektivs EXYZT, heute von ConstructLab, einem Netzwerk für temporäre wie auch permanente Projekte in Architektur und Urbanistik, das daraus hervorging. Oft geht es darin um Räume, an denen Menschen zusammenkommen, zusammenleben, um Orte de
Miteinanders, meist aber im städtischen Gebiet. Was die beiden verbindet ist vor allem die Art und Weise, wie sie ihre Ideen angehen und umsetzen. Das Experimentieren im und mit dem Raum spielt dabei stets eine entscheidende Rolle.
Wie das eben auch beim Superort der Fall ist. Vieles entsteht dort erst im Prozess, gemeinsam mit Multiplikatoren vor Ort. Kontakte mit dem Verein „Hofer helfen Hofern“, der Feuerwehr und der Trachtenmusikkapelle sind bereits geknüpft, erste Programmpunkte geplant. So wird die Trachtenmusikkapelle den Raum immer wieder gemeinsam mit Performerinnen und Performern experimentell bespielen. Ideen entstehen, so beschreiben es Bauder und Römer, wie in einem Pingpongspiel, mit Neugierde als entscheidendem Faktor. Neugierig auf den Superort zu bleiben, empfiehlt sich nicht nur für die Hoferinnen und Hofer, sondern auch für das Publikum des Supergaus, das auf ihrer Reise durch das Festivalgebiet besser mehrere Abstecher dorthin einplanen – und sich dort jedes Mal aufs Neue überraschen lassen sollte.